100. Geburtstag von Sophie Scholl am 9. Mai

Die Schüler_innen der 10. Klasse der Katholischen Schule Altona (Lehrer Martin König-Konerding) haben sich mit Udo Zimmermanns Musiktheater „Weiße Rose“ in der Inszenierung von David Bösch an der Staatsoper Hamburg sehr intensiv beschäftigt. Als Patenklasse der Staatsoper!!! Eine außerordentlich gelungen Zusammenarbeit. Ivana schildert hier den Prozess. In „Die Deutsche Bühne“ ist zudem ein Artikel erschienen, Nina, Celina und Milan dabei im Interview neben Eva Binkle von der Staatsoper.

Und jetzt Ivanas Bericht.

Klassenprojekt GraphicOpera „Weiße Rose“

Anfang März 21, als unsere Klasse inmitten der Prüfungsvorbereitungen war, teilte uns unser Klassenlehrer, Martin König-Konerding, überraschend mit, dass wir als die Patenklasse für das Hamburger Staatsoper – Projekt, der Aufführung der Kammeroper „Weiße Rose“ auserwählt wurden. Zum 100. Geburtstag der Widerstandskämpferin Sophie Scholl am 9.5. und zu Ehren ihres mutigen Handelns hat die Staatsoper eine Neuinszenierung der Kammeroper über ihre letzten Lebenstage auf die Beine gestellt.

Sophie Scholl war grade einmal Anfang zwanzig, als der Zweite Weltkrieg unter der Diktatur von Adolf Hitler ausbrach. Die Nationalsozialisten hatten es sich zum Ziel gemacht, die Gesellschaft zum nationalsozialistischen Denken umzuerziehen. Dafür vernichteten die Nationalsozialisten jegliche Unterlagen wie Bücher und Gedichte, die ein „anderes“ Denken vorwiesen, als es zu der nationalsozialistischen Zeit erlaubt war. Um sich aber weiterhin als Teil eines Ganzen zu fühlen, organisierten die Nationalsozialisten ihre eigenen Veranstaltungen und Organisationen, wie z.B. die Jugendorganisationen, die „Hitlerjugend“ oder den BDM, bei denen gleichaltrige Jugendliche als Gemeinschafft militärischen Hilfsdienst leisteten, während die Nationalsozialisten gleichzeitig unschuldige Menschen verhafteten und töteten.

100. Geburtstag von Sophie Scholl am 9. Mai

Zunächst war Sophie von den Darbietungen der Nationalsozialisten begeistert, jedoch musste sie schnell feststellen, dass die Ideologie nicht ihrer Denkweise entspricht. Als junge Studentin gründeten sie dann mit ihrem Bruder Hans Scholl und einer kleinen Gruppe von Studenten und Freunden die Widerstandsgruppe der Weißen Rose, die es sich zum Ziel machte, das Volk über die Grausamkeit des Krieges aufzuklären und zum Widerstand gegen Hitler und seine Nationalsozialisten aufzufordern. Dafür verfasste die Gruppe Flugblätter und verteilte diese dann im Umkreis Münchens. Beim Verteilen ihres sechsten Flugblattes in der Münchener Universität wurden die Geschwister jedoch erwischt und nur wenige Tage später zum Tod verurteilt. Die darauffolgenden Tage wurden auch noch weitere Mitglieder der Widerstandsgruppe festgenommen und zum Teil auch hingerichtet.

Die Hamburger Staatsoper hatte es sich nun zur Aufgabe gemacht, mit der Neuinszenierung der Kammeroper „Weiße Rose“ die letzten Stunden der Geschwister Scholl vor ihrer Hinrichtung festzuhalten und ihre Gefühle und Gedanken in dieser Situation auszudrücken. Und bei der Entstehung und Einstudierung dieses Werkes durften wir als Patenklasse teilhaben. Wegen der Corona-Pandemie ist es jedoch nicht möglich, dieses Stück live auf der Bühne aufzuführen, weshalb die Oper als ein Film aufgeführt werden soll. Besondere Zeiten erfordern aber auch besondere Umstände, weshalb wir den Prozess der Oper als Klasse auch „nur“ über Videochat und Konferenzen mitbegleiten konnten. Dementsprechend waren wir alle anfangs etwas überfragt, wie die Staatsoper die Inszenierung umsetzten wird und wie wir als Klasse unseren Beitrag dazu leisten können.

Anfangs waren einige aus unserer Klasse nicht wirklich von dem Projekt angetan, weil die meisten sich mit Opern Musik nicht wirklich identifizieren können und diese sie nicht wirklich mitreist. Da unsere Klasse die Monate zuvor schon dabei war, das Thema Zweiter Weltkrieg und Nazi-Diktatur zu behandeln, waren die meisten aber gespannt darauf, zu sehen, wie die Oper es schaffen wird, die Impulse und Geschehnisse der damaligen Epoche als eine GraphicOpera zu verkörpern, weshalb wir uns auf das Projekt offen einließen.

Als erstes hatten wir ein Zoom-Meeting mit zwei netten Frauen aus der Staatsoper, bei dem wir erstmals mit dem Konzept der Oper vertraut gemacht wurden. Dabei wurde uns erzählt, dass die Neuinszenierung als ein Film gedreht werden wird, in dem zwischendurch regelmäßig selbsterstellte Grafiken und Zeichnungen eingeblendet werden, um das Geschehen noch einmal deutlicher zu verkörpern. Dabei erfuhren wir auch erstmals, dass die Neuinszenierung in Form von einer „Graphic Opera“ aufgezeichnet werden wird, wobei wir uns darunter auch im ersten Moment nur wenig vorstellen konnten. Im Großen und Ganzen war das Meeting für uns als Patenklasse schon einmal sehr aufschlussreich, weil wir nun in etwa wussten, wie die Neuinszenierung stattfinden wird, auch wenn wir zu dem Zeitpunkt noch etwas am rätseln waren, wie das Konzept dann am Ende als Film aussehen wird.

Am 19.03 kam Frau Binkle zu uns in die Klasse, um uns noch ein bisschen mehr über das Projekt zu erzählen und um uns auch einmal hinter die Kulissen der Produktion blicken zu lassen, die zu dem Zeitpunkt schon im vollen Gange war. Ebenso durften wir auch schon einmal in die Gesangs- und Musik-Aufnahmen der Oper hinein hören. Wir hatten bisher nur den Text des Librettos lesen können. Dabei bekamen wir als Klasse auch noch einmal andere Eindrücke von einer Oper zu hören, als wie wir sie bisher gehört oder empfunden hatten. Der Gesang der Darsteller war laut, impulsiv und präsent, nicht langweilig und ausdruckslos. Des Weiteren wurden uns dann auch noch einige Bilder und Grafiken sowie kurze Videoausschnitte aus den Dreharbeiten gezeigt. Zudem durften wir durch eine Videoschalte auch direkt einmal bei den Dreharbeiten zuschauen und uns einen kleinen Blick über die Produktion verschaffen. Leider war die Internetverbindung für einen etwas längeren Einblick jedoch zu schwach.

Abschließend kann ich und können wir als Klasse glaube ich sagen, dass wir anfangs etwas stutzig darüber waren, wie die Neuinszenierung einer solchen Geschichte unter solch schwierigen Bedingungen während der Corona Pandemie erstellt werden kann und wie wir als Klasse unseren besten Beitrag dazu leisten könnten. Es war vermutlich nicht einfach, doch die Redaktion und das ganze Team, das hinter dem Projekt steht, hat ihr Bestes gegeben, nicht nur das Projekt als Film über die Bühne zu bringen, sondern uns auch ein Teil dessen sein lassen zu dürfen. Selbstverständlich nimmt sich jeder Schüler unterschiedlich intensiv das Projekt zu herzen, jedoch hat es uns alle auf eine kleine Reise in die Vergangenheit geführt und womöglich einigen auch andere Facetten einer Oper gezeigt. Zudem hatten drei Schüler unserer Klasse die Möglichkeit bekommen, ein Interview mit Frau Binkle zu führen, deren Antworten auch in der Zeitung der Oper gedruckt wurden. Im Folgenden werden einige ihrer Antworten zitiert.

Milan Wöhler: „Man darf sich einfach überraschen lassen und sieht dann vielleicht: Das gefällt mir nicht, aber es fühlt sich cool an, etwas Neues zu erleben, was ich so noch nie gehört habe.“

Nina Weber: „Ich höre normalerweise keine Opern, da für bin ich nicht so der Typ, aber ich kann mir vorstellen, dass es sehr dramatisch und auch traurig wird.“

Celina Nunes Monteiro: „Es inspiriert mich total, wie zwei junge Menschen so viel bewirken wollten, sich so viel getraut haben und dafür ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben.“

Im Namen der Klasse spreche ich noch einmal einen herzlichen Dank an das Team der Staatsoper aus, die uns durch die kleine Zeitreise mitgenommen hat und uns dabei einige neue und interessante Erfahrungen und Eindrücke zu dieser neuen Art der Opern-Inszenierung sammeln ließ.

Die GraphicOpera kann man sich nun in der Arte Mediathek ansehen.

Ivana Andricic
Klasse 10, KSA